Werkzeug in der Hand Gottes

Wir alle sind von Gott zu einer konkreten Absicht erschaffen. Er will Gemeinschaft haben und eine Familie, in derselben Weise, wie wir uns das auch wünschen. Darin sind wir unserem Vater ähnlich. Doch eines unterscheidet uns von ihm: Während wir unsere Kinder nehmen müssen, wie wir sie bekommen, hat er die Fähigkeit, jedes seiner Kinder nach seinem Willen zu formen und zu gestalten und mit einem konkreten Auftrag auszustatten. Das nennen wir Berufung oder auch Purpose.

Die Idee, diese Absicht für das eigene Leben herausfinden zu müssen, ist nicht neu, erlebt derzeit aber einen neuen Höhepunkt. Jeder sucht nach seiner Berufung und die meisten glauben, sie dann gefunden zu haben, wenn sie in einem Job gelandet sind, der ihnen a) Spaß macht und b) eine Menge Geld einbringt.

In diesem Denken sind biblisch gesehen gleich mehrere Fehler enthalten:

1 Zum einen ist die Berufung keineswegs gleichzusetzen mit dem Beruf. Paulus zum Beispiel war von Beruf Zeltmacher, aber seine Berufung lag in einem völlig anderen Feld. Und er hat ihm keineswegs viel Geld gebracht, sondern ihn sogar abhängig gemacht von den Almosen anderer, so dass er sich zwischendurch immer mal wieder in seinem weltlichen Beruf betätigte, um selbst für sein Auskommen sorgen zu können.

2 Spaß machen muss eine Berufung auch nicht unbedingt. Was sie aber bringt, ist eine tiefe innere Befriedigung, die aus der Gewissheit entsteht, das Richtige zu tun und am rechten Platz zu sein. Ich denke da an eine Frau, deren jüngste Tochter mit einer sehr seltenen Krankheit zur Welt gekommen ist. Die Frau fühlte sich dazu berufen, eine Organisation zu gründen, die die Forschung in diesem Bereich unterstützt und an die sich andere betroffene Familien wenden können. Das ist sicher nicht die Art von Berufung, die sich die Glückritter da draußen vorstellen, aber es ist die Art von Berufung, zu der Gott uns bisweilen ruft.

3 Es ist wahr: Gott verspricht uns Versorgung und das in einem Maß, dass wir immer und in allem „mehr als genug“ haben. Dass viele Christen sich allein schon gegen den Gedanken wehren, Gott könnte ernsthaft an ihren Finanzen interessiert sein, und erst recht dagegen, dass er ihren Wohlstand im Sinn hat, war einer der Hauptgründe für diesen Blog. Doch das bedeutet nicht, dass es niemals schwierige Zeiten geben wird! Wer das lehrt, lehrt gegen die Bibel und bewegt sich auf demselben dünnen Eis wie diejenigen, die behaupten, ein Christ dürfe niemals krank werden. Es stimmt schon, dass weder Krankheit noch Armut Gottes Plan waren und Jesus uns von beidem am Kreuz erlöst hat. Aber in dieser Welt regiert immer noch der Teufel, der alles daran setzt, beides in unser Leben zu bringen, denn das wiederum ist seine Berufung: zu lügen, zu stehlen und zu töten! In Christus haben wir aber Autorität, Mittel und Wege, uns gegen ihn und seine Machenschaften erfolgreich zur Wehr zu setzen: den Lobpreis, das Wort, den Namen Jesu, das Blut Jesu und das glaubensvolle, empfangende Gebet.

4 Auch müssen wir nach unserer Berufung nicht suchen. Vielmehr hat Gott sie in uns hineingelegt und wir werden unweigerlich darin landen, wenn wir seinem Plan vertrauen und den Weg gehen, den er uns führt. Wie viele Pastoren und Missionare wussten schon in jungen Jahren, dass sie zu dieser Tätigkeit berufen sind? Und wurden dennoch zunächst in eine völlig andere Richtung geführt? Der eine wurde vielleicht Arzt, die andere Betriebswirtin. Denn Gott weiß, welche Fähigkeiten wir in unserem späteren Ruf brauchen werden und bildet uns darin aus. Vor allem aber nutzt er diese Zeit, um den Charakter zu formen. Denn er muss sich darauf verlassen können, dass wir ihm auch dann treu nachfolgen, wenn die eingeschlagene Richtung aus unserer Sicht absolut keinen Sinn ergibt.

Fazit: Unsere Berufung finden wir, indem wir das tun, wozu Gott uns gemacht hat – und bis es soweit ist, das tun, was vor unseren Füßen liegt und was er uns aufträgt. Oder, wie er es mir einmal erklärt hat: Versuch nicht ein Hammer zu sein, wenn du eine Zange bist! Zwar kann man auch mit einer Zange den einen oder anderen Nagel in die Wand treiben, aber so richtig zufriedenstellend wird das auf Dauer nicht sein, wenn es wird immer jemanden geben, der es viel, viel besser kann – weil er als Hammer geboren ist! Und wenn ich dauerhaft versuche, als Hammer zu leben, obwohl ich eine Zange bin, verpasse ich das wunderbare Gefühl und die Freude, die damit einhergehen, das zu tun, wozu ich berufen bin: nämlich Nägel aus der Wand herauszuziehen!

Oder, anders gesagt: Gott ist der Töpfer, du bist der Ton. Also versuche nicht, aus deinem Leben eine Tasse zu formen, wenn er zugleich daran arbeitet, aus dir einen schönen, flachen Teller zu machen! Gib dich hin und lass dich gestalten, das Ergebnis führt dich nicht nur in deine wahre Berufung, sondern wird dich außerdem auch glücklich machen. Versprochen!

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