Nur keine falsche Demut!

Darüber, was Demut ist, kursieren ja die seltsamsten Dinge unter Christen. Nicht wenige davon sind antichristlich, weil sie antibiblisch sind. Nur ein Beispiel: Immer wieder begegne ich Menschen, die meinen, ein gewisses Maß an Armut und Mangel sei ein Ausdruck von Demut. Dahinter steckt Religiosität, aber nicht biblischer Glaube. Es klingt so edel, wenn man „um Jesu Willen“ auf irdische Güter verzichtet, aber oft offenbart das nur die eigene Faulheit oder ist sogar ein Ausdruck für verkappten Stolz, nach dem Motto: „Seht her, ich bin ein guter Christ, ich gebe mich nicht mit trivialen irdischen Freuden ab!“

Dabei wird übersehen oder sogar negiert, dass Jesus auch dafür am Kreuz gestorben ist, dass wir keinen Mangel mehr haben. Wenn du also auf einfache Weise mehr Geld verdienen oder generieren kannst und es nicht tust, ist das unterlassene Hilfeleistung. Denn auch wenn du selbst es aufgrund deines bescheidenen Lebensstils nicht brauchst – da draußen gibt es tausende von Menschen, die dankbar dafür sein werden! Und die Verbreitung des Reiches Gottes muss auch finanziert werden!

Tatsächlich hat biblische Demut aber noch einen ganz anderen Aspekt, der viel interessanter ist und über den wir wenig hören: Wahre Demut ist Gehorsam!

Jesus demütigte sich, indem er gehorsam wurde! Das ist ein Satz, der einen schon ins Grübeln bringen kann. War Jesus jemals ungehorsam? Ganz sicher nicht, denn wie wir wissen, war er ohne Sünde und Schuld (vgl. 1. Petrus 2,22). Wieso also musste er gehorsam werden? Ich denke, dass er, der ja ganz Mensch war wie wir, ebenso der Sünde ausgesetzt war wie wir. Nur eben mit dem Unterschied, dass er jeder einzelnen Versuchung erfolgreich widerstand.

Vor die Wahl gestellt, wählte er immer den Willen des Vaters und nicht seinen eigenen. Und den hatte er durchaus, wie wir im Garten Gethsemane sehen: Er wünschte, er könnte den Weg ans Kreuz irgendwie umgehen, zeigte sich aber willig, ihn zu gehen, wenn das nötig war. Ich denke, das war eine rhetorische Überlegung, gesprochen aus Todesangst. Denn Jesus kannte natürlich die Schriften, er wusste genau, was über ihn darin geschrieben stand und auch, dass es nicht nur keinen anderen Weg gab, sondern dass er einzig und allein dafür gekommen war, diesen Weg zu gehen.

Wenn wir ihm in diesem Punkt nacheifern wollen, erleben wir wahre Demut. Sie besteht in der Unterordnung unter Gottes Willen immer dann, wenn uns eine andere Möglichkeit lieber wäre. Im Alltag passiert das ziemlich häufig, auch im ganz kleinen. Zum Beispiel, wenn du morgens denkst, um pünktlich im Büro zu sein, müsste ich jetzt eigentlich aufstehen – und dich dann doch nicht dazu aufraffen kannst. Jedes Mal, wenn das passiert, wählen wir den Weg des Stolzes statt den Weg der Demut. Wir tun das, was wir selbst für besser halten, und das sogar dann, wenn wir ganz genau wissen, dass es das objektiv betrachtet nicht ist. Schuld daran ist das Fleisch, also unsere selbstsüchtigen Wünsche und Begierden, die nur allzu gern die Oberhand erlangen, im Kleinen wie im Großen.

Wie Paulus wissen wir, was das Gute wäre, und tun es doch nicht. Aber Gott sein Dank gilt für uns in solchen Situationen jedes Mal Römer 8,1:

Wir sind für immer gerecht gemacht. Jede Strafe für Ungehorsam lag auf Jesus, selbst für den allerkleinsten Fehltritt. Das Wissen darum und die Dankbarkeit daraus sind es, die uns schließlich zu Überwindern machen – und hineinführen in die Art von Gehorsam, die wahre Demut ist.

Hinterlasse einen Kommentar