Nicht alle Christen lesen in der Bibel, aber wir sollten es tun, denn es liegt ein großer Segen darin. Nicht nur um die Heilsgeschichte immer besser zu verstehen, sondern auch, um zu lernen, wer wir in Christus sind und was uns als Kinder Gottes alles gehört. Unser Erbe ist sehr umfangreich und viele meinen, dass wir erst im nächsten, also im ewigen Leben Zugang dazu bekommen. Doch das ist nicht, was die Bibel sagt. Jesus selbst verspricht:
„Wer auch immer um meinetwillen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Felder zurücklässt, wird das alles hundertfach wiederbekommen und dazu das ewige Leben.“ (Matthäus 19,29 GNB)
Er sagt, wir werden alles, was wir um seinetwillen zurücklassen, hundertfach wiederbekommen. Aber was heißt das ganz konkret? Und wieso sollte man ein Kind zurücklassen? Wäre eine Mutter, die das tut, nicht grausam und alles andere als christlich? Geht man in den Urtext, stellt man fest, dass das Wort für verlassen mehrere Bedeutungen hat. Es steht auch für loslassen, aufgeben, wegschicken und vieles mehr. Ich stelle mir eine Mutter vor, deren Teenager-Kind auf dem Herzen hat, für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Wird sie in der Lage sein, es Gott anzuvertrauen und loszulassen? Oder ein Mann, der ein Haus besitzt, das er selbst gebaut hat. Ist er fähig, es zu verkaufen – oder vielleicht sogar zu verschenken?! – wenn Gott das von ihm verlangt? Unter Feldern verstehe ich in der heutigen Zeit unsere Jobs. Sind wir bereit, etwas anderes zu machen, wenn uns der Heilige Geist in uns so führt? Die gut bezahlte Stelle aufzugeben und in den Vollzeitdienst zu gehen oder ein eigenes Business zu starten, mit all den Risiken und Unwegsamkeiten, die damit einhergehen?
Interessant finde ich auch das Ende des Verses. Wir werden alles hundertfach wiederbekommen UND das ewige Leben noch dazu. Dieses und deutet darauf hin, dass wir sowohl das eine bekommen als auch das andere. Und nicht etwa das eine im Zuge des anderen. Soll heißen: Was auch immer ich um Jesu Willen loslasse, bekomme ich hundertfach zurück – und zwar in diesem Leben! Alles andere macht keinen Sinn, denn im Himmel werden wir keine Kinder haben, es gibt dort ja keine Paarbeziehungen mehr. Das ewige Leben aber ist wie die Kirsche auf dem Kuchen, das gibt`s gratis noch dazu! Weil wir damit, dass wir um Jesu Willen etwas loslassen, zugleich zum Ausdruck bringen, dass wir an ihn glauben. Andernfalls käme uns so etwas ja nicht in den Sinn.
Was dieser Vers – und unzählige andere – zum Ausdruck bringt, ist folgendes: Unser Erbe haben wir schon erhalten, und zwar in dem Moment, in dem wir wiedergeboren wurden und unser Leben Jesus übergeben haben. Manche nennen das folgerichtig Lebensübergabegebet. Bestandteil dieses Gebets ist eine komplette Übergabe von allem wer ich bin und was ich habe an Gott. Das ist leicht gesagt, aber wehe, wenn er wirklich etwas von uns haben will und verlangt, dass wir etwas um seinetwillen aufgeben. Das macht er nicht etwa, weil er grausam wäre, sondern weil er uns testen will, wie ernst es uns ist. Allerdings ist dieser Test nicht für ihn, er kennt ja unser Herz und weiß längst, wie wir uns entscheiden werden. Nein, der Test ist für uns, damit wir erkennen, wie es um unseren Glauben bestellt ist. Vertrauen wir ihm wirklich? Sind wir bereit, uns in allem ihm auszuliefern?
Wenn wir das tun, säen wir damit einen Samen ins Reich Gottes. Und dieser Same bringt Frucht! Das ist ein ewiges geistiges Gesetz. Wer sät, wird ernten! Wenn du nun also in deinem Job kürzer trittst und weniger arbeitest, weil du den Eindruck hast, dass du das tun sollst, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können, dann mag das im Moment ein großes Opfer sein, auch finanziell. Aber so solltest du das nicht sehen, sondern als bewusstes Ausbringen einer Saat. Und diese Saat wird aufgehen und eines Tages Ernte bringen! Du gibst einen Job auf, aber bekommst vielleicht die Chance, ein eigenes Geschäft aufzuziehen, bei dem du deine Zeit besser einteilen kannst, und erntest Kunden und Umsatz dafür. Oder du gibst ein Haus auf, an dem dir viel lag, weil deine Kinder darin groß geworden sind. Aber plötzlich hast du die Chance, ein Mehrfamilienhaus deutlich unter Wert zu erwerben, das dir auf lange Jahre ein Auskommen sichern wird. Wieder und wieder habe ich solche Geschichten gehört und auch selbst erlebt. Und manchmal ist das, was man aufgegeben hat, auch das, was man wiederbekommt, nur in besser! Zum Beispiel eine Freundschaft, die wiederhergestellt wurde und nun eine neue Tiefe hat.
Um so denken und leben zu können, musst du das dahinterliegende Prinzip von Saat und Ernte verstehen und erkennen, dass Gott dir niemals einfach etwas wegnehmen wird. Wenn er dich bittet, ihm etwas zu geben oder jemanden für ihn loszulassen, tut er das immer in der Absicht, dich noch mehr segnen zu können. Womöglich ist es eine Person, an der du festhältst und die dir nicht länger guttut. Oder sie nimmt zu viel Zeit und Raum ein, beherrscht dein Denken und beraubt dich deiner Zeit mit Gott. Was auch immer es ist, lass es los. Unser himmlischer Vater ist absolut vertrauenswürdig und du darfst dich darauf verlassen, dass es dir nicht zum Nachteil gereichen wird, sondern sich in einen großen Segen verwandelt, in eine gigantische Ernte, ja, 100fach, in Qualität und/oder Quantität!
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