Trachtet zuerst nach seinem Reich

Es ist einer der bekanntesten Verse in der Bibel, über den auch ich bereits unzählige Predigten gehört hatte. Viele davon klangen drohend im Sinne von „Wenn du nicht zuerst nach dem Reich Gottes trachtest, dann wehe dir!“ Dann wurde erklärt, dass damit gemeint sei, Gott an die erste Stelle zu setzen, sei es in den Finanzen, sei es im Leben ganz allgemein. Das zu tun ist sicher nicht verkehrt, aber nur ein Bruchteil von dem, was hier eigentlich gesagt wird.

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Matthäus 6,33

Mit diesem Vers ruft Jesus seine Zuhörer zu zwei Dingen auf, nach denen sie suchen und um die sie sich bemühen sollten: Das Reich Gottes und Gottes Gerechtigkeit. Lange Zeit gab beides mir Rätsel auf. Was ist damit gemeint? Immer, wenn ich mich das frage, male ich in meiner Bibel mit Bleistift ein Fragezeichen an den Rand. Das ist mein Code mit Gott, der besagt: Herr, ich verstehe das nicht und bitte um Erklärung. Manchmal kommt die Erleuchtung schnell, manchmal lässt sie auf sich warten, aber nie bleibt Gott eine Antwort schuldig.

Zunächst galt es den Kontext zu analysieren und zu überprüfen, an wen sich die Worte Jesu richten. In diesem Falle waren es Juden, wie übrigens recht häufig im Matthäusevangelium. Die Verse davor sprechen davon, dass sie sich nicht sorgen sollten um alltägliche Dinge wie Essen oder Kleidung. Der Vater im Himmel wisse schließlich, was sie brauchten. Vers 33 erklärt dann, wie man das macht: indem man nicht nach irdischen Dingen strebt, sondern nach Gottes Reich und Gerechtigkeit.

Letzteres zielt auf die Selbstgerechtigkeit ab, die das Volk Israel so oft an den Tag legte, indem es versuchte, durch perfekte Einhaltung des Gesetzes vor Gott als gerecht bestehen zu können. Doch das ist unmöglich, wie Paulus erklärt. Wir hingegen, die wir an Jesus glauben, brauchen nicht länger nach Gerechtigkeit zu streben, wir haben sie erlangt! Sie wurde uns geschenkt, völlig unverdient, durch Glauben, so, wie das auch schon bei Abraham der Fall war.

„Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Römer 1,17

Wir sind die Gerechtigkeit Gottes gemäß 2. Korinther 5,21. Mit anderen Worten: an unseren Leben wird sichtbar, dass Gott gerecht ist! Er ist gerecht, indem er uns nie wieder bestraft, nachdem Jesus jede Strafe an unserer Stelle auf sich genommen hat. Täte er das trotzdem, wäre er ungerecht. Ist er aber nicht. Er ist gerecht – und muss uns als gerecht ansehen: in Ihm. Was für eine Gnade!

Aber was hat es mit dem Reich Gottes auf sich? Und warum sollen wir überhaupt danach streben und nicht etwa nach Gott oder Jesus? Ganz einfach: Wer gerecht gemacht ist durch die neue Geburt und den Glauben an Jesus, der ist bereits versetzt in das Reich des Sohnes (Kol. 1,13). Nun geht es darum, dieses Reich auf Erden aufzurichten.

Du bist hier auf der Erde nicht primär als Bürger dieser Welt, sondern als himmlischer Staatsbürger. Damit gelten für dich Gesetzmäßigkeiten, von denen die Welt nichts weiß. Es sind geistige Gesetze, die, wenn du sie befolgst, das Königreich in deinem Leben erfahrbar und real machen. Manche davon gelten für alle, wie zum Beispiel Saat und Ernte. Andere gelten nur für uns, die wir in Christus sind, wie zum Beispiel das Recht auf Vollmacht. Nur jemand, der in Christus ist, kann in Seiner Autorität sprechen und gebieten. Vergleichbar einem Verkehrspolizisten, der sich durch seine Uniform als Vertreter des Gesetzes ausweist, weshalb alle Verkehrsteilnehmer ihm gehorchen müssen. Wir tragen auch eine solche Uniform, die uns vor der geistigen Welt ausweist: den Mantel der Gerechtigkeit.

Unsere Aufgabe ist es daher, nach dem Reich Gottes zu trachten, indem wir aktiv auf unser Umfeld und unsere Umstände so einwirken, dass sie sich verändern und der Wahrheit unterordnen müssen. Das tun wir, indem wir die in der Bibel beschriebenen Prinzipien des Königsreichs Gottes anwenden – damit sich endlich bewahrheitet, was wir im Vater Unser beten: „wie im Himmel, so auf Erden“. Gibt es im Himmel Krankheit? Armut? Sorgen? Angst? Wohl kaum. Aber es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass diese Auswirkungen vom Fluch des Gesetzes (vgl. Deut. 28) in unserem Leben restlos ausgerottet werden.

Gottes Reich ist ein Königreich. Es wird regiert von einem König: Jesus. Und wie in jedem Königreich gibt es auch in diesem Recht und Ordnung. Da wir nun einmal darin leben, ist es für uns extrem wichtig, unsere Rechte, die wir in diesem Reich haben, zu kennen und uns im Falle der Anklage darauf zu berufen. Welche das sind und wie man das macht, werde ich nach und nach in den nächsten Beiträgen erklären.

Hinterlasse einen Kommentar