Freu dich allezeit!

Es amüsiert mich immer wieder, wenn Menschen sich damit brüsten, die Bibel ernst zu nehmen, aber in dem, was sie ernst nehmen, sehr selektiv sind. Sie können geradezu gesetzlich werden, wenn es darum geht, nicht zu lügen oder staatlichen Obrigkeiten zu gehorchen. Andere Verse dagegen, die ihnen weniger angenehm sind, werden schlicht ignoriert.

Eine der am meisten ignorierten Aufforderungen im neuen Testament ist das Fröhlichkeits-Postulat von Paulus in Philipper 4,4 (SCH2000):

Er sagt es nicht einmal, nein, er sagt er gleich zweimal! Wie zur Bekräftigung, dass er es genau so meint, legt er nochmals nach. Freut euch! Los jetzt! Hast du dich schon mal auf Kommando gefreut? Das ist nicht leicht. Und das ist damit auch nicht gemeint.

Vor einigen Jahren hatte ich über lange Zeit das Gefühl einer grundlosen Traurigkeit. Sie war sehr tief und hat mich immer und überall hin begleitet, ohne dass ich sie hätte zuordnen können. Meine Lebenssituation zu der Zeit war bescheiden und ich hätte viele Gründe gehabt, weswegen ich traurig sein könnte. Doch ich spürte intuitiv: das war es alles nicht. Es kam woanders her, aber trotz viel Gebet und Suchen im Wort konnte ich die Quelle lange nicht ausmachen.

Heute weiß ich: es war ein Geist der Niedergeschlagenheit, der mich fest im Griff hatte. Er hatte Zugriff zu meinen Emotionen, weil ich in einem wichtigen Bereich Gott nicht gehorsam gewesen war. Das wusste ich damals aber nicht, vielmehr lebte ich in der festen Überzeugung, das zu tun, was Gott mir aufgetragen hatte. Er hatte mir ein Wort gegeben, das ich falsch verstanden und dadurch zu weit ausgelegt hatte. Man mag es kaum glauben, aber meistens meint Er exakt das, was Er sagt! Nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn es zu einfach klingt.

Jedenfalls kam diese Offenbarung erst, als ich das Gegenteil erfahren durfte. Über einen lange Umweg brachte ich alles mit Ihm ins Reine und ließ mich zurückrufen in mein ursprüngliches Calling. Er nutzte denselben Vers wie beim ersten Mal und gab mir mehrfach die Jona-Geschichte zur Bestätigung. Geh zurück, alles auf Anfang. Es war ein schmerzhafter Prozess mit vielen Tränen, der am Ende zweierlei zur Folge hatte: Einen tiefen Frieden, weil ich endlich in Gottes Wille war, und unaussprechliche Freude!

Freude ist, wie wir wissen, eine Frucht des Heiligen Geistes. Sie ist in uns angelegt, entwickelt sich aber nur, wenn wir im Glauben leben, im Geist und in der Wahrheit. Vergleiche Römer, 14-18 (SCH2000):

Gerechtigkeit haben wir erlangt in Christus, das ist unsere Eintrittskarte ins Reich Gottes. Aber Friede und Freude kommen nicht automatisch – wir erleben beides, wenn wir im und aus dem Geist heraus leben. Oder, wie Jesus es formulierte: Wenn wir nur das tun, was wir den Vater tun sehen. Dazu bringt es nichts sich zu fragen, was Jesus tun würde, auch wenn diese Frage populär ist. Nein, dazu braucht es die Führung des Heiligen Geistes. Denn die Antwort fällt nie zweimal gleich aus.

Was ich daraus gelernt habe ist, dass ich wachsam sein muss, um den Moment der inneren Frage nicht zu verpassen. Denn sobald ich mich beginne selbst zu fragen, ob das, was ich im Begriff bin zu tun, richtig oder nach Gottes Willen für mich ist, ist das bereits ein sicheres Indiz dafür, dass es das nicht ist! In und aus dem Geist heraus zu leben ist ein Leben im Flow. Das bedeutet nicht, dass immer alles klappt, ganz im Gegenteil. Die Anfechtungen werden eher noch mehr, aber in allem hat man diesen unglaublichen Frieden und diese unaussprechliche Freude, die einen den ganzen Tag lächeln lässt, auch wenn die Umstände überhaupt nicht lustig sind.

Dieses Lächeln wünsche ich euch heute, denn es ist die beste Predigt, die ihr predigen könnt! Jeder wird wissen wollen, wie das möglich ist, dass du inmitten deiner Umstände lächeln kannst. Und dann wirst du es erzählen, zu seiner Verherrlichung und Ehre.

Mit freudiger Liebe,
Susanne

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