Stolz, die Kehrseite von Scham

Beim letzten Mal schrieb ich über Scham, heute möchte ich die andere Seite derselben Medaille beleuchten. Das klingt zunächst einmal widersprüchlich, ist aber eigentlich sehr logisch.

Wer meint, alles selbst zu können und zustande bringen zu müssen, lebt im Stolz, denn er überhebt sich. Sein Handeln sagt: Ich brauche Gott nicht! Menschen, die Stolz im Herzen tragen, haben oft das Gefühl, niemanden zu brauchen. Manchmal, wenn sie gläubig sind, denken sie auch, Gott allein genügt. Doch das ist nicht wahr, die Bibel sagt uns glasklar, dass wir zur Gemeinschaft geschaffen und sogar voneinander abhängig sind. Wir haben verschiedene Begabungen bekommen, damit keiner allein durchs Leben gehen kann. Was zeichnet stolze Personen noch aus?

  • Es ist ihnen nicht wichtig, wie es anderen geht, auch wenn sie manchmal versuchen, einen anderen Anschein zu wecken.
  • Sie mögen keine Verantwortung und werden nicht gern zur Rechenschaft gezogen.
  • Sie haben Schwierigkeiten, sich unterzuordnen und können Autoritäten schlecht akzeptieren. Die Bibel nennt das Rebellion.
  • Kritik vertragen sie auch nicht. Und da sie alles auf sich selbst beziehen, fühlen sie sich sehr häufig zu Unrecht kritisiert.
  • Sie arbeiten extrem hart und tun alles dafür, perfekt zu sein. Sie müssen sich und anderen ständig beweisen, dass sie es wert sind, geliebt und akzeptiert zu werden. Darauf angesprochen, weisen sie genau das aber vehement zurück.
  • Sie verteidigen sich ständig, weil sie hinter allem eine Anklage oder Schuldzuweisung sehen.
  • Weil sie nicht konfliktfähig sind, bleiben ihnen tiefe Beziehungen verwehrt. Sie lassen niemanden an sich heran aus Angst, der andere könnte bemerken, dass sie es „nicht wert“ sind.
  • Was sie tun, tun sie aus eigener Kraft. Es fällt ihnen schwer, Gott die Ehre zu geben. Oder irgendjemand sonst.
  • Stolz ist immer im Spiel, wenn jemand von Gott unabhängig sein will.

Weil stolze Menschen Angst davor haben, abgelehnt zu werden, haben sie auch Angst davor, Fehler zu machen. Deshalb fällt es ihnen schwer, Fehler zuzugeben oder sich von anderen korrigieren zu lassen.

Ihre größte Angst ist es, nicht richtig verstanden zu werden. Daraus resultiert der ständige Drang nach Selbstrechtfertigung, aber auch Schuldzuweisungen und Anklage. Indem sie andere herabsetzen, fühlen sie sich selbst weniger unwürdig. Denn das ist die wahre Wurzel hinter Stolz: ein sehr schwacher Selbstwert und das Gefühl, unwürdig und nichts wert zu sein. Verurteilend und unvergebend, wie sie sind, macht es sie zu schwierigen Zeitgenossen. Dadurch fühlen sie sich in ihrer schlechten Meinung über sich selbst nur noch bestätigt, der Teufelskreis hört nie auf.

Es sei denn, sie begegnen Jesus und entdecken, dass sie sich nicht länger selbst zu rechtfertigen brauchen, weil ein anderer sie bereits rechtfertigt hat. In der Hinwendung zu Jesus erfährst du als stolzer Mensch Annahme und Vergebung, so dass du dir allem voran selbst vergeben kannst. Das wird möglich, wenn du beginnst, die Liebe des Schöpfers anzunehmen. Seine Liebe lässt deinen Stolz schmelzen wie Butter in der Sonne, denn in wahrer Liebe ist kein Stolz. Sie ist demütig und bescheiden.

Falls du auch in dir Spuren von Stolz entdeckst oder auch nur stolzes, überhebliches oder selbstgefälliges Verhalten oder Reden in bestimmten Situationen oder gegenüber bestimmten Personen, dann ist es jetzt an der Zeit, umzukehren. Erkenne, dass du dich dadurch nur selbst davon abhältst, die ganze Liebe und den ganzen Segen Gottes für dein Leben zu empfangen. Bete zu Jesus, bekenne, dass du stolz warst und bitte ihn, die Wurzel dieses Stolzes aus dir herauszunehmen, so dass du frei wirst – und fähig, wahrhaft zu lieben und geliebt zu werden.

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